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Konzertlesung mit Frau Dr. Claudia Ott
am 08.03.2016
Schon von weitem war
die Gruppe der Damen und Herren zu sehen, die auf Einlass warteten. Im
dekorierten Literaturhaus Nürnberg saß die Arabistin Dr. Claudia Ott mit ihren
beiden Musikbegleitern und probte einige Takte. Endlich öffneten sich die Türen
und schnell füllte sich der Saal, jeder
strebte den besten Plätzen entgegen. Eifrig bestellten die Besucher von den
extra für diesen Abend vorbereiteten kulinarischen Genüssen und am Tisch des
Thalia Buchhauses Campe wurden schon vor der Vorstellung die ersten Bücher und
Musik-CDs verkauft.
Die List der
Frauen am Weltfrauentag
Am Weltfrauentag überwogen die weiblichen Gäste oder lag
es doch eher am Thema?
Sicher hatten sie schon die Geschichten der „Tücke der Weiber“ durchstudiert, die im neuen Buch unter der Rahmengeschichte des „Sultans Baybar und die sechzehn Offiziere“ ab der 974. Nacht so ausführlich geschildert werden. Und es war genau dieser Titel, der etliche Besucher der Rasit-Efendi-Bibliothek im anatolischen Kayseri in die Irre führte und die abschließenden 125 Geschichten mit dem glücklichen Ende aus 1001 Nacht unbeachtet in der Vitrine vergessen ließ, wie uns die Übersetzerin mitteilt. Man vermisste etwas die jüngeren Zuhörer, nur vereinzelt „verirrten“ sie sich in das mit über einhundert Plätzen ausverkaufte Literaturhaus.
Sicher hatten sie schon die Geschichten der „Tücke der Weiber“ durchstudiert, die im neuen Buch unter der Rahmengeschichte des „Sultans Baybar und die sechzehn Offiziere“ ab der 974. Nacht so ausführlich geschildert werden. Und es war genau dieser Titel, der etliche Besucher der Rasit-Efendi-Bibliothek im anatolischen Kayseri in die Irre führte und die abschließenden 125 Geschichten mit dem glücklichen Ende aus 1001 Nacht unbeachtet in der Vitrine vergessen ließ, wie uns die Übersetzerin mitteilt. Man vermisste etwas die jüngeren Zuhörer, nur vereinzelt „verirrten“ sie sich in das mit über einhundert Plätzen ausverkaufte Literaturhaus.
Orientalische
Klänge
Zur Einleitung entlockte Frau Dr. Claudia Ott der orientalischen
Ney-Rohrflöte wundervolle Klänge und rezitierte ein Gedicht auf Arabisch. Nach
kurzen Informationen über den Fund des Manuskripts zum „Glücklichen Ende“ der
Geschichten von 1001 Nacht, begann die Lesung, die von den Musikern Yusuf Çolak
an der anatolischen Langhalslaute Bağlama und Hadi Alizadeh mit den persischen
Trommeln „Tonbak“ und Daff stimmungsvoll begleitet wurde.
Was ist Glück?
„Was ist Glück?“ fragte nicht nur die Übersetzerin
sondern auch der im ersten Teil des Buches unter dem Titel „Von Tieren und
Menschen“ beschriebene König, Dichter, Schreiber, Verliebte, Sänger,
Schmarotzer, Asket und Kluge, der seine Version von Glück beschrieb. Und die
Zuhörer schmunzelten schon über die Antworten.
Im zweiten Teil des Buches ist eine zweite Rahmenhandlung
unter dem Titel „Die Geschichte von König Schadbacht und seinem Wesir“ eingearbeitet
worden, die mehrere Geschichten enthält. Auch hier muss ein Wesir um sein Leben
fürchten, doch die Geschichten, die er erzählt retten ihn am Ende. Eine dieser
Erzählungen drehte sich um den „Sänger und den Apotheker“, wobei der Sänger dem
Apotheker die Frau ausspannt und ihm, nichts Böses ahnend, alle delikaten
Details erzählt. Der Apotheker wird immer ärgerlicher, und das Publikum
amüsiert sich immer mehr und applaudiert zustimmend, bis…, ja bis „das Morgengrauen
Schahrasad überrascht“ und sie aufhört zu erzählen. Und genau im spannendsten
Moment empfiehlt Frau Dr. Ott das Ende der Geschichte zu Hause selbst zu lesen
und die Musik setzt ein.
Schwungvoll, mit Temperament und viel Gefühl liest die Arabistin
und nimmt die begeisterten Zuhörer mit auf die Reise in den Orient, bis der
Trommelwirbel von Hadi Alizadeh den ersten Teil des Abends beschließt.
Über die Tausend
Geschichten
Nach der Pause, die fleißig zum Buchkauf genutzt wurde,
erklärte Frau Dr. Ott im Interview mit der stellvertretenden Vorsitzenden des
Literaturhauses Nürnberg e.V., Frau Elisabeth
Zeitler-Boos, die Rekonstruktion des Manuskripts und die Schwierigkeit der
Übertragungen des Textes, der teilweise unvollständig ist. Unter anderem
erklärt sie, dass die Geschichten aus 1001 Nacht über einen langen Zeitraum vom
„Orient des Orients“ (vom Osten des Ostens, gemeint sind Indien oder China)
gesammelt wurden, nach und nach Persien und Arabien erreichten, wo sie ins
Farsi und dann in das Arabische übersetzt wurden. Die Rahmengeschichte stammt
aus Indien, einzelne Geschichten aus dem arabischen Raum. Bevor sie
aufgeschrieben wurden, wurden sie mündlich weitergegeben und diejenigen, die
spannend genug waren, wurden in die Sammlung aufgenommen, die später
niedergeschrieben wurde.
Insgesamt gab es wohl
nur drei vollständige Fassungen der „Tausend Nächte“- Geschichten, eine um
1000, die zweite um 1500 aus der Mameluken-Zeit, die auch andere Geschichten
enthält und die zum ersten Mal 1704 von Antoine Galland in das Französische
übersetzt wurde und einen regelrechten Boom nach den Geschichten aus dem Orient
auslöste. Doch das Ende seiner Version beinhaltet nicht das glückliche Ende,
das nun aus der Kayseri-Handschrift erstmalig in deutscher Übersetzung vorliegt
und dessen arabische Fassung Frau Dr. Ott bearbeitet hat. Eine dritte vollständige
Ausgabe von „Tausendundeine Nacht“ entstand um 1800 in Ägypten.
Das glückliche
Ende
Und von diesem glücklichen Ende, dem der
Kayseri-Handschrift, erzählt eine Geschichte, die Frau Dr. Ott am Ende ihres
Interviews und des Abends las, und die unter dem Titel „Des Königs eigene
Geschichte“ den Sultan endlich erkennen lässt, dass er selbst gemeint ist, wenn
vom König die Rede ist.
Nun endlich, nach 1000 Nächten wendet sich das Blatt und Schahrasad
wird nicht nur mit dem Leben belohnt sondern auch mit der Hochzeit mit dem
Sultan und ihre Schwester Dunyasad vermählt sich mit dem Bruder des Sultans und
lebt in seinem Reich bis das natürliche Ende sie erreicht.
Begeisterter Beifall am Ende, verzückte Gesichter und die
Signierstunde beschließen den „orientalischen Traum“- Abend.
B.Agada