Ochsenfurt |
LEANDER SUKOV
SCHÖNE KLEINE
STADT - Ochsenfurter Rundgang
Eine Novelle
Auf der Autobahn A3 rasen zur Zeit die Urlauber gen
Süden. Zwischen Würzburg und Nürnberg vorbei an kleinen schmucken Städtchen. Eine
davon ist Ochsenfurt. Über diese „Schöne kleine Stadt“, so der Titel mit heute
12000 Einwohnern hat Leander Sukov ein Büchlein geschrieben, eine Novelle.
Auf seinem Rundgang durch schmale, dunkle Gassen, vorbei
an alten Fachwerkhäusern, die an der Stadtmauer kleben, Marktplätze mit
gemütlichen Cafés, die Sahnetorte servieren, Kirchen und Türmen, beschreibt der
Autor
die Geschichte in einer Zeitreise in der er sich als Hamburger aus Berlin zugezogen mit seiner Frau niedergelassen hat.
die Geschichte in einer Zeitreise in der er sich als Hamburger aus Berlin zugezogen mit seiner Frau niedergelassen hat.
Seine Spaziergänge führen uns durch die Geschichte, die
sich im Mittelalter auch in anderen kleinen Stäten ähnlich abgespielt hat, doch
Ochsenfurt hat noch mehr zu erzählen. Von fränkischen und später deutschen
Kaisern und Königen , die hier auf der Durchreise mit ihrem Tross im Königshof
nächtigten, von Juden die im Mittelalter und der neueren Geschichte ihrem
Schicksal entgegen gingen, von Kaufleuten und Händlern, die ihre Waren mit
Karawanen auf dem Markt brachten.
Um 740 wurde in Kleinochsenfurt auf der anderen Mainseite
ein Kloster des merowingischen Kleindienstadels gegründet, das später von der
heiligen Thekla von Kitzingen (unweit von Ochsenfurt, auch eine hübsche Stadt)
verwaltet wurde. Sie kam in England zur Welt und mit dem heiligen Bonifatius
nach Kitzingen. Medizin und Unterricht bestimmte ihr Leben.
1081 wurde Herman von Salm zum Gegenkönig gewählt,
allerdings mit wenig Macht gegenüber dem Kaiser.
1103 konnten die Ochsenfurter mittels einer Fähre die
Furt überqueren und Ende des 11. Jahrhunderts war der englischen König Richard
Löwenherz in Ochsenfurt Gegangener des Kaisers Heinrich IV. Laut einer Legende,
die im Hotel „Zum Schmied“ nachgelesen werden kann, hat der Sohn des Schmieds,
Hans Stock, die Reste des Stauferheers von Konrad IV. aus Italien über die
Alpen geführt, da er dem König, der im Kampf enthauptet wurde, zum Verwechseln
ähnlich sah. In Ochsenfurt angekommen, blieb er hier und wurde wieder Schmied.
1525 entstanden hier die 12 Artikel der Bauern,
Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und mehr Rechten gegenüber dem Adel. Doch
schon ein Jahr später war der Aufstand mit Hilfe von Luther, der die
Reformation herbrachte und Melanchton, der es rechtens fand, dass die Bauern
den Zehntel abgeben mussten und Leibeigene der Obrigkeit blieben, niedergeschlagen
und die meisten Bauern erschlagen.
Neben weiteren bedeutenden Ereignissen, sind die von 1945
hervorzuheben, als die Frauen der Stadt die Barrikaden abgebaut und den
Alliierten die Tore geöffnet haben.
Am Ende des Büchleins stehen die 12 Forderungen der
Bauern, nach mehr Gerechtigkeit, die sich auf die Worte „Christos“ berufen und
lieblich, friedlich, geduldig und einig werden sollen und dass sie nicht „ungehorsam
und aufrührerisch“ genannt werden wollen. Diese und weitere Forderungen in 12
Artickeln an die Obrigkeit, die zu den Bauernkriegen führten, sind in der
Originalsprache abgedruckt worden und stammen aus dem Memminger Stadtarchiv.
Der Abdruck einer Lesung vom 8. Januar 2015 auf der
Kauzen-Sitzung beendet den Spaziergang
auf den Spuren der Vergangenheit durch Ochsenfurt am Main unweit von
Würzburg.
Fazit:
Auch den Ausdruck seiner Sprache hat der Schriftsteller
dem Ort angeglichen, freundlich, etwas altmodisch, gemütlich, so wie 1862 die
ersten Züge auf eisernen Schienen nach Ochsenruft rollten „ohne dass die
Reisenden irre würden“ wie es die Ärzte damals voraussagten, bei einer Geschwindigkeit
von 30 km/h. „Was stirbt, ist niemals tot, solange man seiner noch gedenkt“
schreibt Leander Sukov bei seinem Rundgang und sieht im Geiste Soldaten, Söldner,
Ritter und Landsknechte, denn „ohne Gestern gibt es auch kein Morgen.“
Man sollte besser reisen, nicht rasen, genießen und einen
Moment innehalten und die schmucken Städtchen am Wegesrand haben einen Besuch
verdient.
Ein gedanklicher Ausflug, der zum tatsächlichen Ausflug
nach Ochsenfurt einlädt. Diese Kleinstadt hat auch heute einiges zu bieten wie ein
hübsches mittelalterliches Stadtbild mit Bibliothek, Theater, Volkshochschule.
Das Büchlein sollte ein Begleiter sein.