Montag, 27. Juli 2015

Rezension Schöne kleine Stadt

Ochsenfurt
LEANDER SUKOV

SCHÖNE  KLEINE  STADT  - Ochsenfurter Rundgang
Eine Novelle

Auf der Autobahn A3 rasen zur Zeit die Urlauber gen Süden. Zwischen Würzburg und Nürnberg vorbei an kleinen schmucken Städtchen. Eine davon ist Ochsenfurt. Über diese „Schöne kleine Stadt“, so der Titel mit heute 12000 Einwohnern hat Leander Sukov ein Büchlein geschrieben, eine Novelle.

Auf seinem Rundgang durch schmale, dunkle Gassen, vorbei an alten Fachwerkhäusern, die an der Stadtmauer kleben, Marktplätze mit gemütlichen Cafés, die Sahnetorte servieren, Kirchen und Türmen, beschreibt der Autor
die Geschichte in einer Zeitreise in der er sich als Hamburger aus Berlin zugezogen mit seiner Frau niedergelassen hat.

Seine Spaziergänge führen uns durch die Geschichte, die sich im Mittelalter auch in anderen kleinen Stäten ähnlich abgespielt hat, doch Ochsenfurt hat noch mehr zu erzählen. Von fränkischen und später deutschen Kaisern und Königen , die hier auf der Durchreise mit ihrem Tross im Königshof nächtigten, von Juden die im Mittelalter und der neueren Geschichte ihrem Schicksal entgegen gingen, von Kaufleuten und Händlern, die ihre Waren mit Karawanen auf dem Markt brachten.

Um 740 wurde in Kleinochsenfurt auf der anderen Mainseite ein Kloster des merowingischen Kleindienstadels gegründet, das später von der heiligen Thekla von Kitzingen (unweit von Ochsenfurt, auch eine hübsche Stadt) verwaltet wurde. Sie kam in England zur Welt und mit dem heiligen Bonifatius nach Kitzingen. Medizin und Unterricht bestimmte ihr Leben.
1081 wurde Herman von Salm zum Gegenkönig gewählt, allerdings mit wenig Macht gegenüber dem Kaiser.
1103 konnten die Ochsenfurter mittels einer Fähre die Furt überqueren und Ende des 11. Jahrhunderts war der englischen König Richard Löwenherz in Ochsenfurt Gegangener des Kaisers Heinrich IV. Laut einer Legende, die im Hotel „Zum Schmied“ nachgelesen werden kann, hat der Sohn des Schmieds, Hans Stock, die Reste des Stauferheers von Konrad IV. aus Italien über die Alpen geführt, da er dem König, der im Kampf enthauptet wurde, zum Verwechseln ähnlich sah. In Ochsenfurt angekommen, blieb er hier und wurde wieder Schmied.
1525 entstanden hier die 12 Artikel der Bauern, Forderungen nach mehr Gerechtigkeit und mehr Rechten gegenüber dem Adel. Doch schon ein Jahr später war der Aufstand mit Hilfe von Luther, der die Reformation herbrachte und Melanchton, der es rechtens fand, dass die Bauern den Zehntel abgeben mussten und Leibeigene der Obrigkeit blieben, niedergeschlagen und die meisten Bauern erschlagen.
Neben weiteren bedeutenden Ereignissen, sind die von 1945 hervorzuheben, als die Frauen der Stadt die Barrikaden abgebaut und den Alliierten die Tore geöffnet haben.

Am Ende des Büchleins stehen die 12 Forderungen der Bauern, nach mehr Gerechtigkeit, die sich auf die Worte „Christos“ berufen und lieblich, friedlich, geduldig und einig werden sollen und dass sie nicht „ungehorsam und aufrührerisch“ genannt werden wollen. Diese und weitere Forderungen in 12 Artickeln an die Obrigkeit, die zu den Bauernkriegen führten, sind in der Originalsprache abgedruckt worden und stammen aus dem Memminger Stadtarchiv.
Der Abdruck einer Lesung vom 8. Januar 2015 auf der Kauzen-Sitzung beendet den Spaziergang  auf den Spuren der Vergangenheit durch Ochsenfurt am Main unweit von Würzburg.

Fazit:
Auch den Ausdruck seiner Sprache hat der Schriftsteller dem Ort angeglichen, freundlich, etwas altmodisch, gemütlich, so wie 1862 die ersten Züge auf eisernen Schienen nach Ochsenruft rollten „ohne dass die Reisenden irre würden“ wie es die Ärzte damals voraussagten, bei einer Geschwindigkeit von 30 km/h. „Was stirbt, ist niemals tot, solange man seiner noch gedenkt“ schreibt Leander Sukov bei seinem Rundgang und sieht im Geiste Soldaten, Söldner, Ritter und Landsknechte, denn „ohne Gestern gibt es auch kein Morgen.“

Man sollte besser reisen, nicht rasen, genießen und einen Moment innehalten und die schmucken Städtchen am Wegesrand haben einen Besuch verdient.
Ein gedanklicher Ausflug, der zum tatsächlichen Ausflug nach Ochsenfurt einlädt. Diese Kleinstadt hat auch heute einiges zu bieten wie ein hübsches mittelalterliches Stadtbild mit Bibliothek, Theater, Volkshochschule. Das Büchlein sollte ein Begleiter sein.


Buch erhältlich bei AFARA - Bücher in Erlangen (online):
Leander Sukov
Schöne kleine Stadt - Ochsenfurter Rundgang
128 Seiten mit vielen Zeichnungen
Format 10 x 16 cm
Euro 14,50 inkl. MwSt.  Buch kaufen