Zeitschriften, die das Landleben beschreiben, werden immer beliebter. Politische Zeitschriften wie der Spiegel verlieren Leser.
Der Zuzug in Deutschlands Städte nimmt weiter zu
In der Stadt pulsiert das Leben. Hier ist was los, Action überall. Hier sind Kino, Theater, Kneipen, Restaurants, Geschäfte, Fußballstadion, Dönerbuden, Einkaufen. Hier sind Arbeit, Erfolg, aber auch Hektik, Stress, Krankheiten, Unfälle, Überfälle, Arbeitslosigkeit, Elend.
Laut Statistik ziehen dennoch immer mehr Leute in die Stadt, weil sie sich Vorteile vom Stadtleben erhoffen. Auch das Internet funktioniert in der Stadt besser.
„Landzeitschriften“ steigern Auflagen enorm
Warum aber steigen die Auflagen der Zeitschrift Landlust auf jetzt über 1 Million Exemplare pro Ausgabe?
Liebes Land, Landidee, Land und Berge, Meine Landküche, Mein schönes Land profitieren davon und steigern ebenfalls ihre Auflagen enorm im ersten Quartal* während Zeitschriften wie der Spiegel, Focus und Stern, Bravo und sogenannte Frauenzeitschriften rapide an Leser verlieren.
Schöne Bilder und nur positive Nachrichten
Schon die Titelseiten zeigen schöne Bilder. Saftige Wiesen auf denen glückliche Kühe stehen. Im Hintergrund die Bergkappelle, davor die Bäuerin mit einem Glas frischer Milch in der Hand. Oder saftiger Erdbeerkuchen mit einer großen Sahnehaube steht neben der Tasse Kaffee auf dem Tisch mit einer Blumentischdecke. Lachende Kinder spielen mit Hasen, Katzen oder Meerschweinchen im Gras.
Hier werden die Gefühle und Sinne angesprochen, nach denen man sich sehnt, Gemütlichkeit, Brauchtum, Heiterkeit, Ruhe, Entspannung, Entschleunigung. Vielleicht sollte man wirklich öfter ausspannen und Spazieren gehen, die Natur genießen.
Sehnen wir uns nach etwas mehr „heiler Welt“?
Diese Zeitschriften regen dazu an, auch mal wieder etwas selbst zu basteln, stricken, sticken, neue Rezepte auszuprobieren. Alte Handwerke wie Flachsweben, Töpfern, Kunstdrechseln, Gold schlagen werden vorgestellt, die schon fast in Vergessenheit geraten sind.
Landfrust des Landwirts
Allerdings werden dabei oft die Nachteile des Landlebens ausgeblendet, wie weite Entfernungen in die Stadt zum Arbeitsplatz, Schule und Kindergarten. Der Arztbesuch wird zum Tagesausflug und ohne Auto ist man den lückenhaften Fahrplänen der öffentlichen Verkehrsmittel ausgesetzt.
Wer es sich leisten kann, sich auf dem Land zu verwirklichen als Künstler oder Freiberufler, hat vielleicht vorher lange in der Stadt gearbeitet und genügend verdient.
Der Bauer, der sehr früh am Morgen in den Stall gehen muss, um seine Kühe zu melken, der unter den ständig fallenden Milchpreisen leidet, wird die „heile Welt“ der Zeitschriften und deren hohe Auflagen weniger nachvollziehen können.
*Quelle: WUV, Informationsgemeinschaft zur Feststellung und Verbreitung von Werbeträgern, 2012
Autorin: Birgit Agada