Samstag, 22. Mai 2021

Rezension: Schleswig-Holstein gestern - 50 Geschichten

 

BoD
  Schleswig-Holstein gestern    

 Jürgen Vogler

Jürgen Vogler lebt in Schleswig-Holstein. Nach einem Buch über Ostholstein hat er sich nun auf den Weg gemacht, um kurioses, Vergessenes und Amüsantes aus ganz Schleswig-Holstein zu sammeln und der interessierten Leserschaft anzubieten. Aus verschiedenen Epochen hat er die Geschichte und Geschichten zusammengetragen.

Tatsächlich habe ich selbst auch eine dieser Geschichten in Kiel erlebt, nämlich den schweren Winter 1978/79, von dem sicher jeder Schleswig-Holsteiner seine Variante kennt.

Wir lesen unter anderem von bekannten und weniger bekannten und weniger bekannten Persönlichkeiten, wie z.B. der Franzosen Charles de Villers, der 1806 Lübecks Bürger vor den Schandtaten französischer Soldaten bewahrte und der sich „zum Wohl der Bürger“ einsetzte. Leider gibt es kein Andenken an ihn in Lübeck, er zog später nach Göttingen. Aus derselben Zeit stammt die Geschichte über Pläne aus Lübeck einen Kriegshafen zu machen und durch einen Kanal von der Lübecker Bucht bis an die Seine, Lübeck mit Paris zu verbinden. Dieser Plan stammt von keinem geringerem als Napoleon selbst und wurde bekanntlich nicht realisiert.

Wer weiß schon, dass es über die Mutter der späteren russische Zarin Katharina eine verwandtschaftliche Beziehung nach Eutin gibt ? Katharinas Mutter ist Johanna Elisabeth von Holstein-Gottorf und ihr Bruder Fürstbischof Adolf Friedrich wird König von Schweden. Und auch Katharinas späterer Gatte, Zar Peter, lebte in Eutin in der fürstlichen Residenz…

Sehr interessant ist die Arbeit der „Königlichen Brieftaubenstation“ von 1877 in Tönning an der Nordsee. Die Brieftauben werden so dressiert, dass sie sogar bei großen Stürmen ihre Nachrichten an Land bringen und so Schiffe aus Seenot retteten.

Nicht nur Helgolands Schicksal wird zeitweilig nicht von Deutschen bestimmt, sondern auch das der Insel Fehmarn vor der Einfahrt in die Lübecker Bucht.  Während der Tausch von Helgoland gegen Sansibar (vor Tanzania) allgemein bekannt ist, liest man eher selten etwas über das Schicksal Fehmarns, das 1943 in die sowjetische Besatzungszone integriert werden sollte. Erst nach zähen Verhandlungen der Engländer mit den Sowjets konnte Lord William Strang of Stonesfield die Insel für Schleswig-Holstein „retten“.

Ebenso interessant ist die Geschichte des Plöner Hof- und Feldtrompeters Christian Gottlieb, über den der Autor einen historischen Roman geschrieben hat: „Der Mohr von Plön“.

Wer heute in rund einer Stunde von Hamburg nach Kiel fährt, denkt schon daran, dass um 1800 die Fahrt etwa 24 Stunden dauert konnte und zwar mit Kutsche und Pferden, die nur ungefestigte Wege kannten. 1830 begann man von Altona nach Kiel eine sogenannte Kunststraße zu bauen, die Altona-Kieler-Chaussee. Bis heute gibt es Meilensteine, die mit den Entfernungsangaben und einer Krone versehen sind, denn damals regierte König Friedrich VI. von Dänemark. Die Fahrt dauerte „nur“ noch rund 10 Stunden.

Man könnte noch etliche Geschichten zitieren, doch lesen Sie selbst und entdecken Sie die Vielfalt der schleswig-holsteinischen Geschichte, die sicher auch für Besucher, Tagesgäste und Urlauber unterhaltend ist.

Vielleicht schauen Sie sich das eine oder andere Gebäude, z. B. das Saldern-Haus in Neumünster, die Eingänge zu den ehemaligen Walfängern auf Sylt, die „sprechenden“ Grabsteine auf Föhr und Amrum, das Kloster in Preetz, die Bronzestatue des Neocorus in Büsum oder den begehbaren Globus in Gottorf am Herkulesteich an. Und es gibt noch so viel mehr zu sehen…..

Autor:
Jürgen Vogler hat noch mehr Bücher geschrieben, denn seit 1988 arbeitet er als Autor und Freier Journalist. Darunter sind weitere Historische Romane wie „Der Narr von Eutin“ von 2014 und „Der Marquis von Lübeck“ von 2016. Ab 2011 hat er auch den Krimi für sich entdeckt und veröffentlichte mehrere Kurzkrimis in Anthologien. Während der letzte Jahre erschienen drei weitere Krimis. Weitere Informationen gibt Jürgen Vogler auf seiner Internetseite: www.Juergenvogler.de

 

Fazit:
Der ehemalige Pressesprecher der Bundespolizei, Jürgen Vogler, hat 50 abwechslungsreiche Geschichten zusammengetragen, die kurzweilig und gut zu lesen sind. Spannend erzählt er über neue und ältere Begebenheiten, über Land und Leute. Einige Bilder lockern den Text auf.
Das Buch ist sehr zu empfehlen und man kann vor Ort selbst auf Entdeckungsreise damit gehen.
Ein schönes Buch über Schleswig-Holstein. Vielen Dank an den Autor.


Jürgen Vogler
Schleswig-Holstein gestern
50 Geschichten über Vergessenes und Kurioses
Broschiert mit 41 Abbildungen
244 Seiten
Euro 15,90 inkl. MwSt.
BoD


Samstag, 15. Mai 2021

NEU: Geschichten aus Floras Reich

ANTJE  PETERS-REIMANN

GESCHICHTEN  AUS  FLORAS  REICH

Mensch und Garten verbindet schon seit Urzeiten eine besondere Beziehung: kulturell verortet war diese Beziehung schon im „Garten Eden“ und sie ist es bis in die Gegenwart. Jede Zeit bringt Gärten hervor, die gewissermaßen die Essenz ihrer jeweiligen Epoche bilden – und das ist den Menschen zu verdanken, die diese Gärten gestalten. Was tat und tut der homo sapiens nicht alles, um seiner Pflanzenleidenschaft zu frönen?

„Grüne Revolutionäre“ haben in ihrer Zeit gartengestalterische oder pflanzenzüchterische Spuren hinterlassen, pflanzenbegeisterte Exzentriker und ambitionierte Laien haben Zeichen in der Gartenkultur gesetzt. Sie alle mussten – wie auch wir – lernen, dass Gärtnern eine „Schule des Lebens“ ist, die Geduld, Demut, Wissensdurst und Lernbereitschaft erfordert.

Und manche Blume, mancher Baum begleitet die Menschen schon seit Anbeginn der Zeiten und ist durch die Pflanzensymbolik tief in der Kulturgeschichte verwurzelt.

Dieses Bändchen nimmt den Leser mit auf eine vergnügliche Reise in die faszinierende Welt der Gartenkultur. Aus jeder Zeile spricht eine tiefe Leidenschaft fürs Paradies im Grünen: Und dies ist ja bekanntlich ein Garten ...

Autorin:
Die Gartenhistorikerin und Journalistin Antje Peters-Reimann M.A. hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: Schon seit vielen Jahren hat sie sich der Geschichte der Gartenkunst verschrieben.

In Vorträgen, Büchern und ihrem monatlichen Newsletter berichtet sie über bekannte und unbekannte Gärten und ihre Schöpfer und teilt mit ihren Zuhörern und Lesern die Welt des Gartens und ihre pflanzlichen und menschlichen „Bewohner“. Bereits ihr erstes Buch wurde mit dem Deutschen Gartenbuchpreis ausgezeichnet.


Antje Peters-Reimann
Geschichten aus Floras Reich
Hardcover, Fadenbindung
durchgehend farbig bebildert
124 Seiten
Euro 16,- inkl. MwSt.    jetzt kaufen

Dienstag, 11. Mai 2021

Rezension: Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume, Roman

Penguin
Rezension 

RENA  ROSENTHAL

DIE  HOFGÄRTNERIN - Frühlingsträume
Roman     

Marleenes Traum ist es, wie ihr Vater, in der Hofgärtnerei arbeiten zu können. Sie liebt Blumen über alles, besonders einen seltenen zweifarbigen Flieder. Doch vorerst bleibt dies ein Traum, denn um 1891 hat sie keine Chance als Mädchen eine Lehrstelle zu bekommen.

Nachdem ihr Vater gestorben ist, bleibt Marleene und ihrer Mutter nichts anderes übrig, als das schöne Haus mit den vielen Fliedersträuchern zu verlassen. Da ihre Mutter krank ist, muss Marleene für den Unterhalt sorgen. Sie hat Glück, dass sie eine Anstellung als Zimmermädchen in einem Hotel hat. Eines Tages findet sie in einem Gästezimmer beim Aufräumen die Preisliste der Hofgärtnerei und die Sehnsucht nach einer Arbeit dort, kehrt zurück. Zweimal wurde sie bereits abgewiesen, die Arbeit in einer Gärtnerei ist nichts für Frauen, die viel zu schwach dafür sind, glaubte man damals.

Mit ihrer Cousine Frieda, die eine Verkäuferinnen-Lehre in einem Blumengeschäft anfängt, teilt Marleene sich ein ärmliches Zimmer. Auch sonst halten die beiden Mädchen zusammen, auch wenn dies im Laufe der Geschichte nicht immer einfach ist.

Denn Frieda lernt Manilo kennen, der sich in der Hofgärtnerei um die Pflanzen in der Orangerie kümmert, die im Winter warm gehalten werden müssen. Er kommt aus Italien und kennt sich mit den Zitronen, Orangen und weiteren Pflanzen der Mittelmeerregion bestens aus. Außerdem stehen hier die Blumen für die Blumenläden in der Stadt Oldenburg, in der die Handlung spielt. Doch nach einer schlechten Erfahrung hat Frieda Angst ihrer Cousine von der neuen Freundschaft mit Manilo zu erzählen.

Auch Marleene hat ein Geheimnis. Nach einem Besuch bei ihrer Mutter, steht für sie fest:  sie muss ihren Traum wahrmachen und Gärtnerin werden. Wie hat ihr Vater immer gesagt: „Du musst schon selbst dafür sorgen, dass du glücklich bist…“
Eine richtige Lehre will sie und keine Stelle als Hilfsarbeiterin, die nur Unkraut zupfen darf und bei der sie nicht einmal so viel verdient, um das Zimmer ihrer Mutter zu bezahlen.

Marleene weiß, dass in der Hofgärtnerei dringend Arbeiter gebraucht werden. Der Lehrling wurde hinausgeworfen, weil er Pflanzen gestohlen hat, einer hat eine bessere Stelle gefunden und ein anderer Mitarbeiter ist schon länger krank.
Fest entschlossen kramt sie ihre Sachen zusammen, von denen sie hoffte, ein wenig auf dem Kramermarkt verkaufen zu können und schafft sich vom Erlös ein weites Hemd, eine Kappe und lange Hosen an. Nun noch die Haare abschneiden und dann konnte sie als Junge durchgehen, oder ?

Und tatsächlich, nach einer etwas holperigen Vorstellung und mit Glück kann sie als Marten eine Lehrstelle in der Hofgärtnerei ergattern. Denn beinahe hätte der Besitzer, Alexander Goldbach, sie wieder weggeschickt, als er sieht, wie schmächtig der „Junge“ ist. Die schwere Arbeit mit den Bäumen, würde der Junge bestimmt nicht schaffen und wir haben sowieso kaum Geld, denkt er bei sich.

In dem Moment kommt ein Paar, das sich vor einigen Tagen in der Gärtnerei ziemlich lange umgesehen hat und unentschlossen wieder ging. Missmutig begrüßt Alexander Goldbach die Kunden und lässt Marten einen Moment stehen, so dass dieser das Gespräch mitverfolgt. Nach längerem Hin und Her wollen die Kunden Apfelbäume für eine Allee kaufen. Doch da kommt Marten eine Idee und er schaltet sich in das Gespräch ein, um den Kunden Kastanien anzubieten, denn Apfelbäume werden nicht so hoch, dass Kutschen darunter hindurchfahren können und Kastanien sind stattlicher und höher. Und Obstbäume können die Kunden doch trotzdem pflanzen. Damit überzeugt Marten den Hofgärtnereibesitzer von seinem Verkaufstalent und dieser gibt ihm eine Chance.

Nun beginnt für Marleene/Marten eine aufregende Zeit. Sie lernt die Mitarbeiter sowie die Familie Goldbach kennen und trifft auf ihre „Schulfeindin“ Rosalie, Tochter des Hauses und ihre Brüder, die Marleene während der Schulzeit einen bösen Streich spielten. Sie lernt viel und sieht zum ersten Mal Rhododendren, die Julius, der zweite Sohn, von einer Chinareise mitgebracht hat. Der erste Sohn Konstantin hat ein „besonderes“ Auge auf sie geworfen. 
Wird sie ihre Tarnung aufrecht erhalten können ? Und wie lange ? Lesen Sie selbst…..

Fazit:
Ein rundum lesenswerter Roman über eine Hofgärtnerei, seine Mitarbeiter, nebst Pflanzen. Er spielt Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts im Oldenburger Land. Noch heute findet in Westerstede, der Hauptstadt des Ammerlandes, alle vier Jahre eine Rhododendron-Messe statt, denn im Norden Deutschlands, in der sauren Moorbeeterde gedeihen Rhododendren, Azaleen, Heiden u.a. besonders gut.

Rena Rosenthal ist es ein Anliegen, die Situation von Frauen um 1890 in der Arbeitswelt darzustellen, gerade auch die von Gärtnerinnen. Sie zeigt, wie schwierig es für Frauen war, den Beruf lernen zu können, den sie liebten und nicht den Beruf, der von ihnen standesgemäß erwartet wurde. Dass ein Zimmermädchen (auch Hilfsarbeiterinnen) vor Nachstellungen und Übergriffen männlicher Gäste nicht gefeit ist, ist leider bis heute Tatsache. Daneben ist auch die Arbeitszeit ein wichtiges Thema im Roman, denn diese war damals noch nicht auf acht Stunden geregelt.

Tatsächlich haben die Eltern und die Schwester der Autorin eine Gärtnerei und so lassen sich sehr viele Beschreibungen im Roman, wie die Tätigkeiten und das Verhalten der Mitarbeiter, natürlich die Arbeit mit den Pflanzen, etc. gut und glaubwürdig nachvollziehen, die sich bis heute kaum geändert haben, wie das Schneiden und Veredeln von Stecklingen.

Ein gelungener Roman, aus dem leicht erkennbar wird, dass die Autorin weiß wovon sie schreibt mit ihrem gärtnerischen Hintergrundwissen. Die Spannung um die Enthüllung Martens wird bis zum Schluss aufrechterhalten. Die Autorin wählt eine gute Ausdrucksweise, des macht Freude, das Buch zu lesen. Und am Ende erfährt man noch, was man alles mit Flieder machen kann….

 Da ich in der Regel mehr Sachbücher als Romane rezensiere, war ich von diesem Buch angenehm überrascht, das sich nicht mit langweiligen und  leeren Phrasen aufhält, sondern die Leserin und den Leser auf spannende, unterhaltsame Weise durch die Gartenwelt von 1891 führt. Ich bin auf den 2. Teil sehr gespannt und kann Die Hofgärtnerin „Frühlingsträume“ jedem wärmstens empfehlen, der sich für die Zeit, die Region und die Pflanzen interessiert.

zum Angebot

NEU: Die Hofgärtnerin - Frühlingsträume, Roman

Penguin
RENA  ROSENTHAL

DIE  HOFGÄRTNERIN − Frühlingsträume
Roman

Blumen sind ihre Leidenschaft. Liebe ist ihr Schicksal. Wird sie es schaffen, ihren großen Traum zu leben? Die große neue Familiensaga – so wundervoll wie frischer Flieder!

Oldenburg, 1891. Als Gärtnerin in der Natur zu arbeiten und die schönsten Blumen dieser Welt zu züchten, davon träumt Marleene schon ihr ganzes Leben. Doch ihr Wunsch scheint unerreichbar, denn eine Gärtnerlehre ist allein Männern vorbehalten. Aber Marleene gibt nicht auf: Kurzerhand schneidet sie sich die Haare ab und verkleidet sich als Junge – und bekommt eine Anstellung in der angesehenen Hofgärtnerei. Marleene ist überglücklich! Doch die anderen Arbeiter machen ihr den Einstieg alles andere als leicht, und es wird zunehmend komplizierter, ihre Tarnung aufrechtzuerhalten. Als sie dann auch noch die beiden charmanten Söhne der Hofgärtnerei kennenlernt, werden ihre Gefühle vollends durcheinandergewirbelt. Marleene muss sich entscheiden – folgt sie ihrem Traum oder ihrem Herzen …

Der Auftakt der großen Familiensaga in hochwertig veredelter, liebevoller Ausstattung!

Autorin:
Rena Rosenthal hat schon als Kind jede freie Minute in der Baumschule ihrer Eltern verbracht. Dort wird unter anderem eine der größten Fliedersammlungen Deutschlands, die Kircher Collection®, kultiviert. Die Baumschule in einem kleinen Örtchen in der Nähe von Oldenburg wird heute von ihrer Schwester geführt.
Obwohl Rena Rosenthal – im Gegensatz zum Rest ihrer Familie – nicht den Beruf der Gärtnerin ergriffen hat, ist ihre Liebe zu Blumen geblieben. Daher war schnell klar, dass ihre erste Familiensaga von duftenden Fliederbäumen und prächtigen Rhododendren handeln soll. Rena Rosenthal lebt heute mit ihrer Familie in Köln.

Rena Rosenthal
Die Hofgärtnerei
Taschenbuch, Klappenbroschur
ORIGINALAUSGABE
Format: 12,5 x 18,7 cm
688 Seiten   
1. Auflage 22. März 2021
nur Euro 11,- inkl. MwSt.   jetzt kaufen

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