Kommode |
Rezension
Lena Grossmüller
Reiseführer des
Zufalls
Ein handliches Büchlein mit hellblauer Schrift auf weißem
Cover. Innen abwechselnd blaue Seiten, die mit nur einer Frage beschrieben sind
und weiße Seiten, die mit blauer Schrift und großen Lettern bedruckt sind und
eine Idee oder Aufforderung zum Tun enthalten. So kommt der „andere
Stadtführer“ daher.
Eine Hommage an
den Zufall - ein Affront gegen die Komfortzone
Schon der erste Essay beschäftigt sich mit dem Zufall als
dem „Feindbild moderner Lebensführung“ in der alles geplant ist. Ist das nicht
langweilig, wenn man alles schon vorher weiß? Wo bleibt die Überraschung?
In den Essays beschreibt die Autorin, Lena Grossmüller
ihre Gedanken zum Thema Reisen. Erwartungen und Enttäuschungen während der
Reisen; sie denkt über den Zufall, Experimente, Serendipität, den Alltag, das
Banale nach.
Suche nach
Unbekanntem in der eigenen Stadt
Die Autorin lenkt den Blick auf scheinbar (Un-)Bekanntes
in der eigenen Stadt, das einem im ersten Moment gar nicht in den Sinn kommt,
denn man wohnt ja in diesem Ort/dieser Stadt.
Spazieren Sie durch Ihren Ort mit neuen Ideen und
betrachten Sie ihre Mitbewohner aus einem neuen Blickwinkel. Machen Sie ein
Stadtexperiment wie dieses: Start am Markt, Suche nach dem schlafenden Händler
oder den originellsten Verkaufsstand, den Markt verlassen und einer
interessanten Person folgen. Warum ist diese Person interessant? Folgen Sie der
Person so lange, bis sie sich umsieht und gehen Sie dann nach rechts. Auf
diesem Weg sammeln Sie Farben und Düfte der Stadt. Welche Farben sehen Sie?
Wonach riecht die Stadt? Der Rundgang endet im Supermarkt. Kaufen Sie eine
Wasserflasche, die entweder „das schönste Etikett hat, die am günstigsten ist,
oder die völlig aus der Reihe tanzt.“ So stillen Sie ihren „Jäger- und
Sammler-Durst“.
Jeden Tag eine
gute Tat
Andere Beispiele sind: Dinge verschenken, dem Nachfolger
die Tür aufhalten, Komplimente machen, Jemanden überraschen, Fremde anlächeln
(kommt leider viel zu selten vor!)
Das A bis Z der Vorbereitung enthält Stichworte wie
Aufbruch, Flaneur, Impuls, Muße, Sehenswürdigkeiten, Umweg, Zufall und dazu
kurze Beschreibungen wie beispielsweise X = Xenophobie: „Ist die Vorliebe für
fremde, unbekannte Dinge und Menschen“ oder J wie Jetzt: „Genieße das Jetzt“,
am besten mit diesem ungewöhnlichen und lesenswerten Reiseführer des Zufalls,
der immer dabei sein könnte, wenn Sie irgendwo auf dieser schönen Erde unterwegs
sind.
Am Ende des Büchleins steht die wahrscheinlich
unmöglichste Aufforderung an den modernen Menschen: „Sendepause - lasse dein
Smartphone heute zu Hause“. Darüber
lohnt es sich nachzudenken.
Autorin:
Lena Grossmüller, Schweiz
„Der Reiseführer des Zufalls ist als Masterprojekt
innerhalb eines größeren Teams an der Züricher Hochschule der Künste ZHDK m
Departement Design entstanden.“
Fazit:
Der Reiseführer des Zufalls ist ein Büchlein, das man
überall hin mitnehmen kann. Ob die Anregungen in der eigenen Stadt oder in
einem anderen Land ausprobiert werden, kann man selbst entscheiden. Es ist auch
ein Buch, das zum Nachdenken anregt und es gibt Platz darin diese Gedanken
hineinzuschreiben. Es ist ein zeitloses Buch, denn man muss nicht alles in
einer Woche oder einem Monat oder überhaupt machen, die Gedanken und Anregungen
der Autorin sind immer wieder durchführbar. Ein empfehlenswerter Führer für den
modernen Reisenden.