Donnerstag, 27. November 2014

Papst Franziskus reist in die Türkei

 Papst Franziskus soll neue Impulse für den Frieden und den Erhalt der religiösen, ethnischen und kulturellen Vielfalt im Nahen Osten geben

Wenige Tage bevor Papst Franziskus vom 28. bis 30. November in die Türkei reist, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche appelliert, sich beim türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan für den Erhalt der religiösen, ethnischen und kulturellen Vielfalt im Nahen Osten einzusetzen und neue Impulse für den Frieden in der Region zu geben. „Radikale Islamisten bedrohen
die Existenz der Christen in ihrer ursprünglichen Heimat. Da muss es einen energischen Friedensaufruf an die Adresse Erdogans geben, denn seine islamistisch geprägte AKP-Partei ist eine der Hauptförderer der radikalen Strömungen in der Region“, schrieb der Generalsekretär der GfbV, Tilman Zülch, an den Papst. „Unter den Augen des türkischen Militärs werden auch die mehrheitlich zum sunnitischen Islam gehörenden Kurden in Kobani oder in anderen Regionen Nordsyriens von Islamisten massakriert und vertrieben. Erdogan muss endlich gedrängt werden, sich öffentlich für ein friedliches und tolerantes Miteinander der Religionen zu bekennen.“

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts stellten die Christen in Syrien noch rund 30 Prozent der Bevölkerung. 2011 waren es mit höchstens 1,7 Millionen Angehörigen von insgesamt 21 Millionen Staatsbürgern keine zehn Prozent mehr. Seitdem sind mindestens 500.000 Christen aus Syrien geflohen. Diese zahlenmäßig kleine Minderheit hatte allein 2013 etwa 1.500 Kriegsopfer zu beklagen. Über 90 Kirchen wurden zerstört. „Ganz unabhängig davon, wer am Ende der „Sieger“ sein wird – nicht nur die Christen und andere Minderheiten, sondern alle Syrer werden in diesem furchtbaren Krieg verlieren“, sagt Zülch.

Insgesamt hat sich die Lage der christlichen Minderheit im Nahen Osten seit den politischen Umstürzen im Rahmen des „Arabischen Frühlings“ stark verändert: Durch den immer größeren Einfluss von radikalen Islamisten sind Nicht-Muslime einer immer stärkeren Bedrohung und immer mehr Schikanen ausgesetzt. Tausende von christlichen Familien ergriffen die Flucht. Viele Christen, die geblieben sind, müssen ihren Glauben verheimlichen. Sie leben in ständiger Angst vor Übergriffen. So sorgen sich die meisten christlichen Assyrer-Aramäer-Chaldäer, Kopten, aber auch muslimische Kurden in Syrien oder Berber in Nordafrika und im Nahen Osten um ihre Zukunft.

Weitere Auskünfte gibt:
Tilman Zülch  Tel. 0151 153 09 888
Gesellschaft für bedrohte Völker   www.gfbv.de 


Gesellschaft für bedrohte
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